Jünger, bunter, weiblicher – reicht das?!

Mitte dieses Jahres verkündete der neue CDU-Generalsekretär, Dr. Peter Tauber MdB, dass er die Union reformieren wolle, um dem Mitgliederschwund der letzten Jahre entgegenzuwirken und die Partei unter dem Leitmotiv „jünger, bunter, weiblicher“ zukunftsfest zu machen. Die MIT Willich lud nun zu einer Diskussionsveranstaltung mit der Frage, ob der gewählte Ansatz der richtige sei und es bessere Möglichkeiten gebe, Alt- und Neumitglieder gleichermaßen anzusprechen. Kann die CDU das gewachsene Bedürfnis nach Mitbestimmung und stärkerer Demokratisierung aufnehmen und mit frischen Ideen von den Parteien abgrenzen, anstatt sich ihnen anzugleichen? Ist es möglich, den Kanzlerkandidaten in einer Vorwahl von den Parteimitgliedern bestimmen zu lassen? Sollten Abgeordnete den Großteil der Delegierten auf Parteitagen ausmachen und wäre einer Verjüngung des politischen Betriebes besser umgesetzt, wenn die Wiederwählbarkeit als Abgeordneter beschränkt wäre? Diese und weitere Fragen wurden mit Jan Schoofs, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaften der Universität Duisburg-Essen, und Birgit Kelle, Journalistin und Autorin, unter Moderation von Stefan Simmnacher, MIT-Landesgeschäftsführer, diskutiert. Um der Politikverdrossenheit entgegen zu wirken dürften die Parteien nicht weiter bloße Service-Einrichtungen für ihre Mandatsträger sein. Sie müssten weg von den Rundmails von der Parteispitze an die Mitglieder, in denen zu bestimmten Themen meist nur kurz und knapp die Meinungen der Basis gefragt seien. Ziel der Parteiarbeit heute müsse eine wirkliche Zusammenarbeit, mehr Transparenz und Ehrlichkeit sein, um Parteimitglieder zu aktivieren beziehungsweise neue zu gewinnen, war der Grundtenor des Abends. Frank Andreas Heublein, stellvertretender Vorsitzender der MIT Willich, stellte zu Beginn die Leitmotive des CDU-Generalsekretärs vor. „Aber was ist mit den älteren Mitgliedern oder mit den Männern, die dürfen wir nicht verprellen“, entgegnete Birgit Kelle. Gemeinsam mit Jan Schoofs begaben sich die Beiden zunächst auf Ursachenforschung. „Früher bin ich wegen der Familienpolitik in die Partei eingetreten, heute bin ich noch dabei, trotz der Familienpolitik …“, so Kelle. Egal, ob beim Betreuungsgeld oder bei der Frauenquote, stellte die Journalistin nicht nur in diesen Punkten eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Basis und der Partei- und Faktionsspitze fest. „Ist das Leitmotiv nicht nur eine plumpe Parole und kratzt nur an der Oberfläche?“, fragte provokativ Stefan Simmnacher. Anstatt nach außen jünger, bunter und weiblicher zu werden, sollte man lieber erst einmal von innen heraus authentischer und ehrlicher sein. Darin waren sich die Experten einig. Dass durchaus ein Potenzial da ist, sich einzubringen, hätten beispielsweise in Willich auch andere Initiativen bewiesen.

(Bild: v.l. Stefan Simmnacher, Birgit Kelle, Jan Schoofs)